„Immer eine Hand breit Wasser unterm Kiel!“ wünscht uns der Radler, der mit uns auf dem Campingplatz in Kipfenberg übernachtet hat, als wir zu siebt unser drittes und letztes Boot „Luise“, einen gesteuerten Zweier, die steile, nicht für Ruderboote gemachte Treppe hinunter hiefen. Der weitere Zweier mit Stm. „Libelle“ hat bereits abgelegt, der Dreier mit Stm. „Horst Domke“ schwimmt, an der Bugleine festgemacht, in der leichten Strömung der Altmühl und wartet auf seine Besatzung. „Danke, das können wir gut gebrauchen!“ antworte ich dem Radler. Wir erklären ihm, heute sei unser letzter Tag, es gehe bis Dietfurt. Die letzten drei Tage, an denen wir von Treuchtlingen startend über 70 Kilometer auf der Altmühl erlebt und so manche Untiefe, große Steine und quer liegende Bäume passiert hatten, hatte uns folgende Erkenntnis gebracht: Eine Rettungsweste braucht man auf der Altmühl nicht, man kann fast überall stehen! Man kann nur froh sein, wenn das Boot überall schwimmt! Nur vor den zahlreichen Wehren wird das Wasser tiefer. Ein Wehr bedeutet aber auch, die Boote an den oft mit steilen Treppen versehenen Kanuanlegestellen anlegen und umtragen zu müssen. Jedes Umtragen kostete uns mit unseren drei Booten, die nur nacheinander anlegen konnten, locker 25 Minuten. Was die Dauer der jeweiligen Tagesetappe, besonders am zweiten Tag, mit fünf offiziellen Umtragen und einer außerplanmäßigen, wegen Baustelle an einer Brücke, deutlich in die Länge zog, sodass wir erst nach 19:00 Uhr unser Tagesziel erreichten und so das offizielle Einchecken des Campingplatzes verpassten, da dieser pünktlich um 19:00 Uhr schloss.
Wer Sven bucht, bucht Abenteuer! Das wissen wir Mitstreiterinnen aus Treptow, Katja, Martina, Heike und ich (Kerstin) und die Ratzeburger Vera, Peter, Lothar bereits aus den vergangenen Jahren in Polen oder Frankreich. Neu dabei sind Nicole und Annette, die letztes Jahr in Ratzeburg rudern gelernt haben. Sven ist auswärtiges Mitglied bei uns und Wanderruderwart in Ratzeburg. So haben beide Vereine in den letzten Jahren mehrere Urlaubswanderfahrten gemeinsam gemacht. Abenteuer bedeutete für uns wenig Strömung Erfahrene in diesem Jahr, rudern auf der Donau, die besonders am Donaudurchbruch am Kloster Weltenburg und erst recht an der Steinernen Brücke in Regensburg sehr ordentlich strömte.
Die Naab wirkte anfangs zwar harmlos, aber je weiter wir hinauf ruderten und zwei Wehre hinter uns ließen desto mehr Strömung brachte sie uns entgegen. Womöglich war auch die angesetzte Tagesetappe von über 50 Kilometern etwas ambitioniert, was wir spätestens merkten, als wir bei Dunkelheit endlich den Steg unserer Gastgeber in Regensburg wieder erreichten.
Dafür wurde am nächsten Tag eine deutlich entspanntere Tour, mit Bootsgasse, wo wir das Boot durch einen strömenden Kanal treidelten, der City von Regensburg mit besagter Steinernen Brücke, anschließender Badestelle am Regen und Biergarten mit Blick auf die Altstadt geboten.
Nach drei Tagen auf Donau, Naab und Regen sattelten wir die Boote dann erneut auf den Hänger und wechselten von unserer bisherigen Station an die Altmühl, einem wunderschönen Kanugewässer.
„Wollt ihr denn gar nicht mehr rudern?“ begrüßt uns der junge Ruderkamerad des Ruderclub in Dietfurt an der Altmühl, der gerade mit seinem Skiff angelegt hatte und beim Aufräumen der kurz zuvor herausgenommen Boote zu uns stieß. Der 1. Ruderclub Altmühltal befindet sich am Main-Donau-Kanal, unmittelbar gegenüber der Mündung
der nicht schiffbaren Altmühl. Ungläubig lauscht er, als wir ihm erklären, bereits mehrere Tage über die Altmühl hergerudert zu sein. Kopfschüttelnd begrüßt er seinen Ruderkameraden, der gerade dazustößt, um uns in Empfang zu nehmen. „Weißt du, wo die gerudert sind? Auf der Altmühl!“ „Auf der Altmühl kann man nicht rudern!“ entgegnet dieser. Wir erfahren, dass dort selbst die Kanuten regelmäßig aussteigen, um ihre Boote über die zahlreichen Untiefen zu schieben. Und er erzählt von den Stuttgartern, die vor Jahren trotz Warnung dort ruderten, ihren eigenen Vierer zerschrotteten und dann ein Boot vom Ruderclub geliehen haben wollten, was er selbstverständlich abgelehnt habe.
Wir haben großes Glück gehabt, dass der Wasserstand der Altmühl in diesem Jahr höher war als sonst. Trotzdem sind wir an dem ein oder anderen Stein entlang geschrappst. Aber wie sagen die Bayern so schön: „Passt scho!“
Danke Sven und alle Mitstreiter für eine unvergessliche Rudertour, die sauviel Spaß gemacht hat!
Fotoalbum:
Kerstin D.